Am Dienstag, den 05.06, besuchten wir, die zehnten Klassen des Gymnasiums Oldenfelde im Rahmen des Geschichtsunterrichts das ,,KZ Neuengamme“, um mit eigenen Augen zu sehen und zu erfahren, welche Gräueltaten die Nazis unter dem Deckmantel ihres mächtigen Regimes verübt hatten.

Der erste Überblick zeigte dann ein weniger spektakuläres Bild als von Vielen erwartet; vom tatsächlichen Konzentrationslager war nicht mehr viel zu sehen. Die zu Hitlers Zeiten hunderte Meter langen Baracken der Häftlinge waren durch Steinmarkierungen nachgestellt worden und sonst waren vom Eingang aus tatsächlich nur noch zwei lange Backsteingebäude erkennbar. Doch trotzdem wirkte auch schon dieser Eingangsbereich seltsam und beinahe unwirklich.

Nach einer kurzen Einführung durch unseren Guide ging es dann vorbei am ehemaligen Apellplatz und einem Erholungsbereich für die Wärter. Unser Guide erzählte uns viel Wissenswertes über das schwierige, stets von Tod und Krankheit bedrohte Leben der Insassen und dem perfiden Spiel der SS-Wärter. Mir zu diesem Thema besonders in Erinnerung geblieben ist dabei, dass, einigen Quellen zufolge, die Nazis sogar Affen zur eigenen Belustigung auf dem Gelände hielten. Dabei betonte unser Guide auch im späteren Verlauf des Vormittags immer wieder die Mitschuld und vor allem das Mitwissen der Bevölkerung bei der Problematik ,,Konzentrationslage“ und ,,Verbrechen der Nazis“. So war es z.B. einst für die Bewohner der umliegenden Dörfer üblich, mit der ganzen Familie Sonntags einen Spaziergang zu machen. Und woran gingen diese Menschen wohl vorbei? Am KZ Neuengamme. Dabei könnte man nicht einmal einwenden, die Anwohner hätten die geschundenen, kahlgeschorenen Menschen dank einer Mauer nicht sehen können. Tatsächlich gab es zur Abschirmung ,,nur“ einen auf Hochspannung geladenen Stacheldrahtzaun verbunden mit zahlreichen Wachposten.

Nach dieser und vielen weiteren, recht persönlich und lebendig vorgetragenen Erzählungen ging es dann weiter zu den Ruinen eines ehemaligen Gefängnistrakts, welcher Einzelzellen und Gaskammern beherbergt hatte. An diesem traurigen Ort, an dem man beinahe die Schreie der Gefangenen noch zu hören glaubte, bemerkten wir auch einmal mehr, wie sehr die Gedenkstätte noch heute den Angehörigen der Opfer als Ort der Trauer dient. So lagen nämlich auf den Steinen der Grundmauern frische Blumen und andere Gaben, welche Familie und Freunde der Toten dort abgelegt hatten.

Unseren nächsten Stopp machten wir dann im Museum der Anlage. Dieses konnten wir 40 Minuten lang frei erkunden. Es war voller originaler Ausstellungsstücke, Zeitzeugenberichte, Audios und Filme.

Schließlich führte uns unser Rundgang zum ,,Kommandantenhaus“, einem Einzelhaus umgeben von einem größeren Garten. Hier hatte einst der Oberkommandant des KZs zusammen mit seiner Familie gewohnt. Dieser Ort war dabei wieder ganz besonders schockierend, diesmal aber nicht etwa weil hier so schreckliche Dinge stattgefunden hatten, sondern vielmehr weil er einen ein weiteres Mal daran erinnerte, wie wenig Gefühl die Nationalsozialisten dafür besaßen, welche Verbrechen unter ihrer Hand geschahen. Tatsächlich erschien es dem Oberkommandanten so nämlich eine gute Idee zu sein, seine fünf Kinder auf dem Gelände eines KZ aufwachsen zu lassen, was uns heutzutage mehr als unmenschlich vorkommt.

Anschließend ging es noch einmal kurz zu einer Ausstellung speziell über die Täter, also besonders Anhänger der SS, vorbei am von Häftlingen unter körperlicher Schwerstarbeit ausgehobenen Kanal und der alten Ziegelei zur eigentlichen Gedenkstätte der Opfer von Neuengamme. Deren Namen hingen, in einem separaten Gebäude, alle einzeln und nach Todesdatum sortiert auf Stoffreihen an den Wänden, womit noch einmal eindrucksvoll die verhängnisvoll weitreichenden Untaten der Nazis demonstriert wurden. Besonders wieder die Gaben der Angehörigen, also Bilder und Ähnliches, welche zu Gedenken der Toten aufgehängt wurden, stimmten einen dabei nachdenklich und traurig.

Hier endete unser insgesamt etwas vierstündiger Aufenthalt in Neuengamme.

Am Ende des Tages hatten wir viel erlebt, viel gesehen und noch mehr Neues gelernt. Auch die Frage, warum so viele Bereiche des Geländes ganz anders aussahen als zu Zeiten der Nazis wurde dabei übrigens aufgeklärt; die Regierung der Bundesrepublik hatte einst tatsächlich die Dreistigkeit besessen, die Anlage eines ehemaligen KZ zu einem Gefängnis umzugestalten und als solches zu nutzen.