Todesmärsche waren gewaltsame Zwangsverlagerungen von KZ-Häftlingen durch die Nationalsozialisten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Häftlinge mussten teils hunderte Kilometer zu Fuß zurücklegen unter schlimmsten Bedingungen, ohne ausreichend Essen, Wasser oder Kleidung. Wer nicht mithalten konnte, wurde oft erschossen. Tausende Menschen starben während dieser Märsche.
Unsere Tutorin Frau Guschas hat uns im Unterricht vom sogenannten Todesmarsch erzählt. Dann fingen wir an, darüber zu reden, und Frau Guschas erzählte uns vom geplanten Gedenkmarsch am 30. April. Ursprünglich sollte dieser erst in Ahrensburg beginnen, aber Frau Guschas, zusammen mit Frau Limburg, Frau Ehlers und wahrscheinlich noch weiteren Kolleginnen und Kollegen, organisierte es so, dass auch wir als Schule auch teilnehmen konnten. Wir begannen also mit den Vorbereitungen für den Gedenkmarsch. Die Lehrkräfte kümmerten sich um den Kreidewagen, mit dem wir später Zeichen auf dem Boden setzen sollten. Wir Schüler überlegten uns währenddessen Sprüche und Slogans, die wir auf dem Marsch mittragen wollten. Ganz vorn trugen wir ein Schild mit der Aufschrift: „Wir gedenken den Opfern aus Neuengamme“. Weitere Plakate trugen Sprüche wie „Hass ist keine Meinung“ oder „Nie wieder 1933“. Einige Mädchen aus unserem Profil erklärten sich außerdem bereit, eine Rede zu halten, wenn wir am historischen Speicher in Ahrensburg ankommen.
Nach der ganzen Vorbereitung war es dann endlich so weit. Der Tag des Gedenkmarsches war gekommen. Ausgestattet mit dem Kreidewagen, aber auch mit normaler Kreide aus dem Lehrerzimmer, starteten wir in Rahlstedt. Weil wir den Kreidewagen offiziell erst in Schleswig-Holstein nutzen durften, umrundeten wir zuvor in Hamburg unsere Füße mit Kreide. Der Weg war ziemlich lang, und ich muss ehrlich gestehen, dass meine Füße bereits nach einer Stunde anfingen weh zu tun. Gemeinsam mit den zehnten Klassen liefen wir etwa 10 Kilometer bis nach Ahrensburg. Unterwegs verteilten wir Flyer, um die Menschen über den historischen Hintergrund zu informieren. Manche Menschen hupten aus dem Auto oder zeigten den Daumen nach oben das gab uns das Gefühl, wirklich etwas Wichtiges zu tun und gesehen zu werden. Aber unser Weg war noch nicht zu Ende. Nach einer etwa 40-minütigen Pause setzte unser Profil den Marsch fort bis zum Ahrensburger Schloss. Insgesamt liefen wir rund 12 Kilometer. Wir starteten gegen 11:45 Uhr und kamen ungefähr um 15:30 Uhr an. Als wir schließlich beim alten Speicher in Ahrensburg ankamen, wurden wir herzlich von der Geschichtswerkstatt Bargteheide, der Organisation, die diesen Gedenkmarsch organisiert hatte empfangen. Dort hörten wir nicht nur die Reden unserer Mitschülerinnen, sondern auch die Reden von Mitgliedern der Geschichtswerkstatt.
Diesmal haben wir nicht nur geredet, sondern etwas aktiv getan wir haben ein Zeichen gesetzt. Wir haben an die Menschen gedacht, die vor 80 Jahren diesen schrecklichen Weg gehen mussten und vor den Augen vieler unschuldig gestorben sind nur weil sie nicht in das menschenverachtende Weltbild der Nationalsozialisten passten.
Kisha